Dienstag, 19. Juni 2012

Dublin: Laien unterstützen Reformforderungen der Priester

Wird es in Irland sein, wo das Kirchenvolk mit einer Stimme "Nicht weiter so!" sagen wird?


Über 1.000 Gläubige nahmen am 14.5.2012 an einer Konferenz der Vereinigung irischer Priester (Irish Association of Catholic Priests) teil. Die Gläubigen zeigten ihre Solidarität mit den Priestern, die glauben, dass die katholische Kirche sich ändern muss, wenn sie nicht bedeutungslos werden will. 

Genau wie die Vereinigung religiöser Frauen (LCWR) in den USA, wird die Vereinigung der irischen Priester derzeit von der Glaubenskongregation in Rom untersucht. Father Tony Flannery, Gründer der Gruppe, wurde bereits "gemaßregelt".



REPORTAGE DES BBC:
(http://www.youtube.com/watch?v=2QzXbvBMPiY, eigene Übersetzung)  

Reporter: Nach Jahren zunehmender öffentlicher Ernüchterung mit der Kirche, verlangen die Priester Reformen, die vormals undenkbar waren. Mit dieser Veranstaltung habe die Priester Stärke demonstriert. Priester wie Ignatius O'Donovan wollen ein Ende des Pflichtzölibats, die Priesterweihe für Frauen und Mitbestimmung in der Wahl der Bischöfe.

Father O'Donovan: Möglicherweise haben wir dadurch, dass wir versucht haben, Skandale zu verhindern, die Mutter aller Skandale geschaffen.

Reporter: Father O'Donovan had den Mitgliederschwund in den Gemeinden erlebt, sowie den fehlenden Nachwuchs an Priesters - und, seit dem Missbrauchsskandal, eine gefährliche Entfremdung der Öffentlichkeit von der Kirche.

Father O'Donnovan: Die Kirche mag auf dem Weg in die Vergessenheit sein. Die Botschaft Christi wird weiter leben, aber wir werden nicht die sein, die sie verkünden.

Reporter: Ist es wirklich so schlimm?

Father O'Donovan: Es könnte so schlimm sein, ja.

Reporter: Gerade jetzt wo die Kirche eine starke Führung braucht, ist der oberste Kirchenführer in Irland gelähmt. Kardinal Sean Brady ist unter Druck seinen Posten aufzugeben, wegen seiner Rolle in der Vertuschung der Missbräuche.

Michael Kelly, Katholische Wochenzeitung: Die Führung der Kirche ist nicht mehr in den Händen des Kardinals, ob er das glaubt oder nicht. Die meisten Leute mit denen wir sprechen, selbst die, die dem Kardinal gegenüber positiv eingestellt sind, sehen, dass die Kirche ohne Führung ist. Selbst einige Bischöfe geben dies im privaten Gespräch zu.

Reporter: Die katholische Kirche dominierte das öffentliche Leben in Irland. Doch mit atemberaubender Geschwindigkeit hat sie Autorität und Respekt verloren. Immer öfter werben verzweifelte Priester Laien an, um ihre Forderungen nach grundlegenden Reformen zu unterstützen. Dieses Treffen ist eine noch nicht dagewesene Herausforderung an den Vatikan - eine Herausforderung, die der Vatikan mit allen Mitteln bekämpfen wird.

Traditionsorientierte Katholiken beschimpfen die Vereinigung irischer Priester als Verräter, aber die wird nicht aufgeben. 

Father P.J. Madden: In der heutigen Welt sind die Menschen gebildet und sie haben ein Recht darauf, sich eine eigene Meinung zu bilden, und ein Recht darauf, gehört zu werden. Wenn dies zu neuen Entscheidungen führt, die derzeitig Institutionen in Frage stellen, dann ist das Fortschritt und nicht Liberalismus.

Reporter: Mehr als ein Viertel aller Priester in Irland sind dieser Bewegung beigetreten. Sie fordern eine allgemeine Konferenz der Kirche in Irland um einen Weg zu finden, das verlorene Vertrauen wiederzugewinnen, bevor es zu spät ist.

ENDE DES BBC BEITRAGS

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