Montag, 14. Mai 2012

Bernies Kirchentag Initiative - Der kleine Gläubige

Der kleine Gläubige
Der Pfarrer sprach von Schuld und warnte vor  Sünde und Versuchung. Er forderte Ruhe, Andacht und Besinnung. Und seine Worte lasteten schwer auf dem kleinen Gläubigen. Doch im Evangelium las er von Freiheit und Freude.
Der kleine Gläubige glaubte an Gott – aber ein Himmel „droben“, mit Thron, allmächtigen Herrschern,  himmlischen Heerscharen und Himmelskönigin – das konnte er sich nicht vorstellen. Und er wusste nicht, was das bedeuten sollte. Solchen Glauben wollte er nicht bezeugen, solche Gebete nicht sprechen und solche Lieder nicht singen.
Und der kleine Gläubige traf sich mit anderen, sie lasen im Evangelium, hörten einander zu, redeten miteinander und beteten. Und sie aßen und tranken zusammen und sie fühlten, dass Jesus mitten unter ihnen war.
Der große Bischof wurde böse und sagte: „Das verbiete ich euch. Nur in der Kirche ist Heil.“ Und mit Kirche meinte er sich. Und er setzte sich einen großen Hut auf. Doch im Evangelium steht: „Macht euch nicht größer!“
Und der Papst sagte: „Ich bin dein Heiliger Vater.“ Doch im Evangelium steht, dass nur Gott unser Vater ist.
Und der Papst hatte dreitausend Glaubenssätze, in denen stand, was alle glauben sollten. Und er hatte tausende Kirchengesetze, die er allen befahl.
Er nannte sich Hirte und hatte einen großen Stock. Er sagte: „Sei wie ein Kind! Du musst mir gehorsam sein! Ich weiß, was gut für dich ist.“
Doch der kleine Gläubige wollte nicht Kind und nicht Schaf sein. Er war traurig, dass der Papst sein Herrscher sein wollte und nicht sein Bruder. Das verstand er nicht.
Und er sagte „Jesus liebt mich. Keiner darf mich klein machen, mir drohen und mir Angst machen.“ Und er sah wie der Papst viele verurteilte und wegstieß und er sah darin nicht die Liebe Gottes.
Der Pfarrer und der Bischof und der Papst hörten den kleinen Gläubigen nicht. Und für ihre Worte fand der kleine Gläubige keine Bedeutung mehr.
Und die hohen Herren in den teuren Gewändern hinter den hohen Mauern ihrer schmucken Paläste konsultierten, theologisierten und dogmatisierten. Aber sie konnten den kleinen Gläubigen nicht in ihre Welt einordnen.
Doch der kleine Gläubige hatte eine Glaubensgemeinschaft gefunden. Ihm war leicht ums Herz und er fühlte sich befreit und er sah die Liebe Gottes darin.
Eines Tages kam ein kleiner Bischof und setzte sich mitten unter sie. Er feierte mit ihnen und er war ihnen willkommen.

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